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Sissi Flegel Coole Küsse, Meer & mehr Mimi ist reif für die Insel. Aber doch nicht Sylt, wo sich die Schickimickis treffen! Was Mimi nicht gedacht hätte: Sylt ist ein Ort zum Verlieben! Und nicht nur für sie ...  Leseprobe Am nächsten Vormittag saßen wir noch mit Albrecht und Märthe in der Küche, als Holly schon wieder auf der Matte stand. „Hi! Mein Großvater ist gestern zurückgekommen. Er erwartet dich, Mimi.“ Ich schaute sie überrascht an. „Morgens ist er immer besonders gut drauf“, erklärte Holly atemlos. „Die beste Zeit, dir von ihm seine Storys erzählen zu lassen.“ „Na gut. Carlos, kommst du mit?“ „Das geht nicht. Ich will ihm das Morsumer Kliff zeigen. Wir haben das gestern so ausgemacht, stimmt’s, Carlos?“ „Schon. A-aber ...“, stotterte er. „Mimi! Er muss das Kliff einfach gesehen haben! Es ist eines der wichtigsten geologischen Denkmäler ganz Deutschlands! Der Glimmerton enthält Fossilien, die fünf bis sieben Millionen Jahre alt sind!“ „Es ist so, wie Holly sagt“, schaltete sich Albrecht ein. „Der weiße Sand gelangte durch skandinavische Flüsse in die Sylter Gegend. Er enthält versteinerte Seelilien, Korallen und Schwämme, und die Versteinerungen sehen zum Teil dermaßen merkwürdig aus, dass die Sylter sagen, es seien Überbleibsel der ‚Unterirdischen‘. Keine Frage, als angehender Geologe muss sich Carlos das Kliff unbedingt ansehen, Mimi!“ „Eben! Das sage ich doch“, warf Holly rasch ein. „Warum geht ihr nicht zu dritt?“, wollte Märthe wissen. Genau das hatte ich auch gerade vorschlagen wollen, aber Holly kam mir zuvor. „Och, Märthe, Mimi interessiert das nicht. Carlos hat das auch gesagt, stimmt’s? Außerdem wartet mein Großvater auf sie.“ Ich schwankte. Das hatte Holly ja fein eingefädelt. Sie schickte mich zu ihrem Großvater, nach dem Motto: So hast du es gewollt, nun arbeite mal schön. Und meinen Carlos köderte sie mit geologischen Sensationen. Holly war raffiniert und gerissen, aber die Frage war ja, wie sich Carlos entscheiden würde. „Wie lange brauchen wir, Holly?“, erkundigte er sich. „Drei Stunden“, antwortete Albrecht. „Eher vier. Oder sogar fünf. Je nachdem ...“, korrigierte ihn Holly. Je nachdem? Was meinte sie damit? Jedenfalls, anstatt zu sagen: Hör zu, Holly, Mimi und ich bleiben zusammen. Zuerst besuchen wir deinen Großvater, dann radeln wir zum Kliff, basta!, rutschte Carlos unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. Ich spitzte die Ohren. „Sieh mal, Mimi ...“, begann er. Das reichte mir. „Schon gut. Ich wünsche dir viel Spaß am Kliff. Und mit Wanda zwo“, setzte ich boshaft hinzu. „Ich geh dann schon mal, ja? Tschüss!“ Ich rannte aus der Küche und schnappte mir die Tüte mit meinem Bikini und dem Badetuch. Verdammte Holly! Und Carlos! Und verfluchte Großvater-Storys! Glaubte Holly wirklich, mich so einfach kaltstellen zu können? Voller Wut trat ich in die Pedale meines Oldtimer-Rads. Ich fegte um die Kurve und wäre um Haaresbreite mit einem anderen Radler kollidiert. „Constantin! Mensch, pass doch auf!“ „Du hast die Kurve geschnitten“, stellte er fest. „Ich wollte gerade zu dir.“ „So?“ „Ja.“ Ich kniff die Augen zusammen. „Was hast du vor? Ich will um Strand. Kannst ja mitkommen, wenn du willst.“ „Nichts lieber als das!“ Er grinste fröhlich. „Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe.“ „Was? Ein Vormittag am Strand?“ „Nein, das du sagst: Kannst ja mitkommen.“ „Los! Worauf wartest du noch?“ Als wir die Räder abstellten, war meine heiße Wut kalt geworden. Eines wusste ich nun ganz sicher: Ich hatte keine Lust, mich ständig gegen andere Mädchen, die sich in Carlos verguckten, behaupten zu müssen. Klar, es würde immer Wandas und Hollys geben, genauso wie es immer Jonnys und Constantins geben würde. Nur würde ich mich auf diese Spielchen nicht einlassen. Ich hatte eine Entscheidung gefällt. Die Sache mit Carlos war zu Ende. Ich würde mir hier noch ein paar schöne Tage machen, Material sammeln und mein Ziel, die allerberühmteste Reisejournalistin aller Zeiten zu werden, keine Sekunde aus den Augen verlieren. Eine Wanda-Erfahrung reichte mir. Eine zweite war vollkommen unnötig. Als wir durch die Dünen stapften, griff Constantin nach meiner Hand. „Die ganze Nacht habe ich an dich gedacht“, sagte er leise. „Was? Hast du nicht geschlafen? Du musst ja total übermüdet sein, Constantin.“ Er schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil. Sag mal, was macht Carlos eigentlich?“ „Der erforscht das Morsumer Kliff. Mit Holly“, antwortete ich.
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